B.2 Geburtsnavi für Papa bzw. Geburtsbegleiter

„Es gibt Zeiten, da braucht Liebe hauptsächlich unspektakuläre Anwesenheit.“

(Bernd Schmid)

Dieses Geburtsnavi soll dir helfen, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie eine Geburt ablaufen kann und welche Rolle du dabei hast. Wenn du dich sicher fühlst, entspannt bist, kannst du Sicherheit geben. Sei du der Fels in der Brandung, egal wie hoch die Wellen schlagen. Die Bedürfnisse und Wünsche der werdenden Mama haben Vorrang!


  • Sorge für dich „Notfallpaket“ – auch wenn es seltsam erscheinen mag.
  • Übe dich in Entspannung, Vertrauen und Gelassenheit – der Prozess spielt sich in der werdenden Mama ab, du kannst den Verlauf und die Dauer nicht kontrollieren.
  • Du musst hier nichts leisten – sei einfach für die werdende Mama da, sei präsent.
  • Es kann sein, dass sie Berührung jeglicher Art ablehnt, lieber ungestört ist und sich wünscht, dass du dich im Hintergrund hältst.
  • Mit Humor und Freude in die Geburt gehen, Lachen lässt die Endorphine fließen.
  • Viele der Techniken aus dem Kurs können genauso in deinem (Berufs-) Alltag eingesetzt werden.
  • Ebenso ist es wichtig, dass du dir Auszeiten erlaubst.


Mögliche Anzeichen für den Geburtsbeginn – die Öffnungsphase:

  • Der Schleimpfropf, das Gebärmuttersiegel löst sich.
  • Die Fruchtblase geht auf.
  • Die werdende Mama empfindet Anspannung und die Geburtswellen beginnen
  • Manche haben das Gefühl verstopft zu sein oder Durchfall, Erbrechen (Körper reinigt sich).
  • Sie hat ein Gefühl, dass heute etwas anders ist.
  • Vielleicht aber auch keines der Anzeichen, sie stellt sich auf ihren Instinkt ein.


Was darfst du tun – du kümmerst dich um alle unterstützenden und beruhigenden Aufgaben:

  • Wenn der Geburtsverlauf startet, gehen viele Frauen ihren alltäglichen Tätigkeiten nach und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sie die Wellen konzentriert veratmen werden.
  • Vielleicht möchte die werdende Mama ungestört die Regenbogenentspannung anhören in Kombination mit den Atemtechniken oder wenn Nacht ist, dann noch weiterschlafen, sich ausruhen.
  • Achte darauf, dass die werdende Mama immer wieder Flüssigkeit zu sich nimmt, „entspannt und Tee trinkt“ und ganz WICHTIG: Erinnere sie, dass sie regelmäßig auf die Toilette geht, dadurch wird die Beckenmuskulatur entspannt, der Druck auf Gebärmutterhals verstärkt, solange er sich noch dehnt, das Baby schiebt sich in den Geburtskanal; die Toilette ist der Ort, wo der Körper schon so wunderbar loslassen kann.
  • Vielleicht möchte die werdende Mama in die Badewanne oder Dusche. Wasser wirkt entspannend und verstärkt die Wellen.
  • Wenn erwünscht kühle Gesichtstücher auf Stirn und/oder Nacken geben.
  • Auf Wunsch Kissen platzieren, wo immer notwendig – unter den Knien, im Rücken, hinter den Schultern.
  • Die Light-Touch-Massage anbieten, Tanzen – sie sollte sich FREI bewegen können
  • Affirmationen zusprechen, wenn erwünscht

BEDENKE, dass das alles nicht funktioniert, wenn du in die Haltung eines „Coaches“ gehst, Leistungsdruck aufbaust oder sie führen willst. BESSER – nimm eine fürsorgliche Haltung ein, mach Angebote, die sie annehmen oder ablehnen kann. Es reicht oft schon aus – einfach dazu sein, eine abwartende Haltung bei gleichzeitig voller Präsenz.

Ihr bleibt solange zuhause bis der Körper der Mama den Aufbruch signalisiert. Auf dem Weg ins Krankenhaus/Geburtshaus die werdende Mama zum Visualisieren der öffnenden Blüte animieren = Muttermund öffnet sich. Zusprechen: Du öffnest dich und wirst weit. Das ist ein Mantra und dadurch entsteht ein Fluss im Körper. Bei einer Hausgeburt kannst du das Telefonieren mit der Hebamme übernehmen, dass die werdende Mama sich weiterhin dem Geburtsgeschehen hingeben kann. Du wirst vermutlich die Hebamme früher kontaktieren, als dies die werdende Mama machen würde.


Ankunft im Krankenhaus 

  • Aufnahme: es erfolgt die Abschätzung, wie weit die Geburt bereits vorangeschritten ist.
  • In dieser Zeit kann es sein, muss nicht, dass die Wellen weniger werden oder ganz aufhören, das kann aufgrund des Ortwechsels sein, das ist völlig normal.
  • Hilfreich, wenn du die Geburtswünsche mit der Hebamme besprichst – die Mama wird nicht im Geburtsfluss gestört, Vertrautheit schaffen.
  • Je nach Fortschritt erfolgt der Umzug in den Kreissaal, in ein Zimmer oder nach Hause gehen ist auch eine Option, wenn der Muttermund weniger als 4 cm offen ist.
  • Wenn erwünscht den Geburtsraum einrichten, Licht dimmen, Musik einstellen, Regenbogenentspannung etc.
  • STILLE ist ganz wichtig, verbale Kommunikation mit der werdenden Mama soll vermieden werden, sonst wird der NEOCORTEX (Kommunikationszentrum) aktiviert. Ein aktiver Neocortex blockiert den Fluss der Geburt. Die werdende Mama soll die Kontrolle loslassen können und sich dem Geburtsgeschehen völlig hingeben dürfen. Sei du der Vermittler zwischen ihren Bedürfnissen und den Anfragen des Personals.

 

Der Geburtsverlauf schreitet voran:

  • Die werdende Mama macht weiterhin das Wechselspiel zwischen Ruhe- und Wellenatmung. Achte darauf, dass sie den Fokus immer auf der Entspannung hält – von der Ruheatmung zur Ruheatmung, so kann die Entspannung mit in die Welle genommen werden.
  • Sorge dafür, dass die Mama genug trinkt. Erinnere sie daran, ihre Blase zu entleeren.
  • Stelle sicher, dass sie sich FREI bewegen kann. Sie soll nach ihrem Instinkt ihre Position einnehmen dürfen.
  • Habt Spaß, Lachen hilft den Beckenbereich zu entspannen und schüttet Endorphine aus.
  • Kalte Gesichtstücher auf Stirn oder Nacken anbieten, Entspannungsübungen, wie die Light-Touch-Massage, Regenbogenentspannung, etc.
  • POT (Platz-, Orts- und Themenwechsel) – weg vom Bett, auf die Toilette, Blick aus dem Fenster…, damit unterbrichst du das Gedankenkarussell und kannst sie wieder zur Atmung einladen.
  • Sorge für einen intimen Rahmen, so kann sich die werdende Mama in ihrem inneren Raum festigen und sich dem Geburtsgeschehen völlig hingeben, die Geburtsenergie kann frei fließen.
  • Erlaube dir eine Auszeit/PAUSE – geh an die frische Luft, iss etwas ….

 

Der Verlauf einer Geburt ist nicht geradlinig, es kann sein, das der Verlauf in der Energie langsamer wird oder auch mal nicht voranschreitet. Deine Unterstützung ist besonders wichtig:

  • Sei klar und kommuniziere auf freundliche Weise.
  • Hab Geduld und bitte die anderen um Geduld.
  • Interventionen können aufgeschoben werden, sofern es sich nicht um einen medizinischen Notfall handelt.
  • Keine unnötigen Interventionen aufdrängen lassen – du bist der Fürsprecher für die werdende Mama und das Baby. Mach dir Gedanken, was du dich sagen traust gegenüber dem Personal, hinterfrage:

Was bringt es uns? Welche Risiken birgt der Eingriff? Gibt es Alternativen? Was sagt mein Bauchgefühl? Was passiert, wenn abgewartet wird?

  • Stress abbauen, Spaß/Humor haben – Lachen lässt die Endorphine fließen und bringt den Druck des Atems tiefer.
  • Umgebungswechsel kann oft den Druck nehmen.


Sobald der Geburtsprozess so weit fortgeschritten ist, dass er nicht mehr aufzuhalten ist, nähert sich die werdende Mama der Geburtsphase. Die sogenannte Übergangsphase – der Übergang zwischen der Öffnung und der eigentlichen Geburt.


Jedes beliebige Anzeichen ist ein gutes Vorzeichen, die Anzeichen willkommen heißen:

  • Es kann zu einer Veränderung der Körpertemperatur kommen.
  • Durst, Übelkeit
  • Es kann sein, dass sie sagt, wenn es noch länger so geht, schafft sie es nicht mehr.
  • Sie mag nicht mehr.
  • Kommt mit der Wellenatmung nicht mehr zurecht oder benötigt ein Medikament – Zeichen, dass die Geburt des Babys unmittelbar bevorsteht, sie ist beinahe vollendet.


Kurz vor vollendeter Geburt zieht sich die werdende Mama in ihren Körper und zu ihrem Baby zurück, sie schließt die Welt um sich herum aus. Es kann sein, dass der Körper der Mama eine Zeit lang ruhen möchte, bevor die Senkung des Babys beginnt.

WICHTIG: NICHT ohne Geburtswelle schieben, das Kind nach unten atmen. Die werdende Mama soll warten bis die Geburtswellen neu starten. Die Mama darf ihr Baby im eigenen Tempo auf die Welt bringen. Du kannst der Gebärenden positiv zusprechen, sie motivieren, dass sie ihr Baby gleich im Arm halten wird.


Die Geburts-Phase:

  • In dieser Phase wirkt die absolute Ur-Kraft. Die Geburtsatmung unterstützt die werdende Mama mit dem Rhythmus des Babys zu gehen und die Öffnung des Geburtsweges für die Abwärtsbewegung des Babys.
  • Sobald das Kind eine gewisse Tiefe im Geburtskanal erreicht hat, entsteht der Ausscheidungsreflex, viele Frauen spüren einen Drang ihr Kind nach unten zu schieben bzw. haben das Gefühl, groß auf die Toilette zu müssen.
  • Es kann sein dass das kraftvolle, nach unten gerichtete Ausatmen reicht, es kann auch sein, dass sie mitschiebt und laut wird, es als sehr kraftvoll und befreiend erlebt oder als anstrengend oder als echte Herausforderung. Es ist alles gut. Die Gebärende folgt ihrer Intuition.
  • Schütze die Geburtserfahrung, keine Hektik aufkommen lassen.
  • Die Mutter nimmt ihre bevorzugte Geburtslage ein, d.h. sie ist in der Geburtsposition, welche ihr am angenehmsten ist. Ihr Körper wird ihr sagen, welche Position zum jeweiligen Zeitpunkt eingenommen werden soll. Der Körper der werdenden Mama ist der Experte der perfekten Geburt.

 

DIE PARTNERIN SOLL IHRER INTUITION FOLGEN, NICHT DEM SCHAMGEFÜHL!


Bindung

  • Die Eltern nehmen das Baby in Empfang.
  • BONDING: Hauf auf Haut Kontakt (Mama und Papa)
  • Genießt die erste Zeit! Es ist eure Zeit! Richtet euch so ein, dass eure gemeinsame Zeit mit dem Kind im Mittelpunkt steht.

NICHT STRESSEN LASSEN.

JEDE FRAU IST ANDERS, JEDE FRAU HAT IHRE EIGENE GESCHICHTE!

JEDE GEBURT IST INDIVIDUELL.

 

AFFIRMATIONEN FÜR DEN PAPA bzw. GEBURTSBEGLEITER

Ich bleibe ruhig, voller Vertrauen und konzentriert, während ich in jeder Phase der Geburt unterstütze.

Ich bin da – für meine Partnerin bzw. für die werdende Mama und für unser Baby, während der Schwangerschaft und Geburt.

Ich vertraue meinen eigenen Instinkten und weiß, dass alles gut ist.

Ich sorge dafür, dass sich meine Partnerin bzw. werdende Mama während der Geburt sicher, geborgen und geliebt fühlt.

Ich bin zuversichtlich und zufrieden, was unsere Wünsche für die Geburt betrifft und meine Fähigkeit, für sie einzustehen.

Ich unterstütze meine Partnerin bzw. die werdende Mama, sich auf ihre natürlichen Geburtsinstinkte zu konzentrieren.

Ich nehme eine fürsorgliche Haltung ein.

Ich fühle mich sicher, angstfrei und nehme voller Vertrauen meinen Platz ein.

Ich fühle mich vollkommen wohl und ich gebe meiner Partnerin bzw. der werdenden Mama Raum, während sie ihren Geburtsinstinkten folgt.

Ich habe Vertrauen in den natürlichen Verlauf der Geburt.

Ich bin zutiefst überzeugt, dass meine Partnerin imstande ist, unser Kind zu gebären.

Ich gehe auf alle Bedürfnisse und Wünsche ein.

Ich nehme mir die Zeit, mich im Herzen und im Geist auf das Leben mit unserem Baby vorzubereiten.